How to decide what to do with your life



Ausstellung 
25. August – 3. September 2016

Skype Chat von Lena Maria Thüring mit einem Medium über seine beratende Arbeit
und seine Rolle bei Entscheidungen
Freitag 2. September, 19h

Öffnungszeiten
Do 25. August 1619h, Fr 1619h, Sa 1317h 
und nach Vereinbarung 

 
Fotos: Nadia Schmid


Den Filmprojekten von Lena Maria Thüring (*1981) gehen oft umfangreiche Recherchen, persönliche Begegnungen, Gespräche und eine Überarbeitung der darauf basierenden Texte voraus. Sie handeln von kollektiven und persönlichen Erinnerungen, der sprachlichen Artikulation von Erzählungen, gesellschaftlichen Strukturen und von Identität.  
Mit How to decide what to do with your life realisiert Lena Maria Thüring bei Le Foyer ein dreiteiliges Projekt, das mittels eines Skripts und einer performativen Inszenierung, eines Gesprächs und einer Videoarbeit um die Entwicklung von Biografien kreist. Max Frisch lässt den Protagonisten seines Stücks Biografie. Ein Spiel von 1967 beim Versuch, sein bisheriges Leben anders zu gestalten, ausrufen: «Ich weigere mich, zu glauben, dass unsere Biografie, meine oder irgendeine, nicht anders aussehen könnte. Vollkommen anders. Ich brauche mich nur ein einziges Mal anders zu verhalten – (...) ganz zu schweigen vom Zufall.» 

 
Ausgangspunkt von Lena Maria Thürings erster Einzelausstellung in Zürich sind biografische Fragestellungen: Können andere Entscheidungen zu anderen Realitäten führen? Welche Rolle spielt die Prägung durch das soziale Umfeld? Lassen sich Lebensläufe  verändern oder münden sie in immer wieder ähnlichen Konstellationen? Und welche Rolle spielt der Zufall? Die Künstlerin nähert sich diesen Themen auf einer praktischen Ebene an. Als Basis für die performative Umsetzung dient ein Skript, das auf überarbeiteten Auszügen aus Gesprächen und Interviews mit Personen ihrer eigenen Generation zurückgeht und in einem intensiven, mitunter fiktionalisierenden Schreibprozess zu biografischen Fragmenten verdichtet wurde. Gemeinsam mit vier SchauspielerInnen sowie einer Filmcrew arbeitet Lena Maria Thüring in einem multifunktionalen, installativen Setting, dessen Kletterstangen und -seile an ein sportliches Umfeld erinnern – und vielleicht auch an zahlreiche Ratgeber, die bei der gelegentlich überfordernden Wahl von scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten oder bei der Optimierung der eigenen Biografie Hilfe versprechen. Die offene Anlage der Handlungsebene lässt den SchauspielerInnen Raum für Improvisationen, erlaubt ihnen, den Gestaltungsprozess mitzuprägen und ihren eigenen Erfahrungshintergrund einzubringen. Während sich eindeutige Zuschreibungen bereits in der Textebene auflösen, sind auch Rolle und Person sind nicht länger klar voneinander getrennt. Biografische Verläufe werden zum Gegenstand eines Spiels von Potentialitäten, in dem die Erarbeitung des Stoffes und dessen Inszenierung ebenfalls Thema sind. 
An der Eröffnung ist das Publikum eingeladen, einer solchen biografischen Probesituation beizuwohnen. Videoaufzeichnungen der Arbeit von Lena Maria Thüring mit den SchauspielerInnen und der Crew werden über einen dokumentarische Ebene hinaus synchron auf zwei Screens übertragen, die Teil des räumlichen Setting sind. Darin überlagern sich Liveperformance und Aufzeichnung, was zu Verdoppelungen oder Vervielfachungen führen kann, die dem Publikum verschiedene Perspektiven auf dasselbe Geschehen ermöglichen. Gleichzeitig werden die mediale Anlage und der Erarbeitungsprozess des Projekts offen gelegt.
Ende 2016 wird die aus
How to decide what to do with your life entwickelte Videoarbeit in einem Screening bei Le Foyer gezeigt. 

Drehbuch, Regie, Ausstattung: Lena Maria Thüring; Assistenz: Julia Minnig, Nadja Schmid; Beratung Regie / Dramaturgie: Brigitta Soraperra; SchauspielerInnen: Oriana Schrage, Anna-Katharina Müller, Christoph Rath, Jonas Rüegg; Ton: Patrick Becker; Kamera: Simon Guy Fässler, Nikola Ilic; Kuratorinnen: Anna Francke & Gioia Dal Molin  

Lena Maria Thüring (*1981) studierte bildende Kunst an der ZHdK. Sie lebt und arbeitet in Zürich und Basel, wo sie seit 2014 Dozentin am Institut Kunst, Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHNW) ist. Ausstellungen / Screenings (Auswahl): Qu’est qui ce passe, TSL, St.Hudson, NY (2015); Salon distingué, Museum Langmatt, Baden (2014); Museum für Gegenwartskunst, Basel (solo, 2013); Rencontres Internationales, Palais de Tokyo, Paris (2012); Kamikaze Style, Kunsthaus Baselland, Muttenz (solo, 2011); Das Dorf, Kunsthaus Langenthal; Lust und Laster, Kunstmuseum Bern (beide 2010); U 30, Kunstmuseum Thun (2009); Lost Paradise, Zentrum Paul Klee, Bern (2008). 2013 erhielt Lena Maria Thüring den Manor Kunstpreis Basel, zu dem eine Monographie, herausgegeben vom Museum für Gegenwartskunst Basel erschien.  

How to decide what to do with your life wird vom Kunstkredit Basel-Stadt unterstützt. Herzlichen Dank an Bachofen AG.
Fondation Nestlé pour l’Art,
Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich Fachstelle Kultur und Pro Helvetia unterstützen Le Foyer.